Reden

Ansprache anlässlich des Festaktes zum Tag der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Brüssel


TAG DER DEUTSCHSPRACHIGEN GEMEINSCHAFT
Ansprache von Karl-Heinz Lambertz, Ministerpräsident, anlässlich des Festaktes zum Tag der Deutschsprachigen Gemeinschaft

Brüssel, 15. November 2011

Reden-2011-11-15-Ansprache Tag Der DG Bruessel (210.4 KiB)

Anrede,

I am very happy that this event has become an almost traditional station on the King’s feast day – between the Te Deum and the reception in the Senat.

Some of you have become regular guests; others are joining us for the first time.

In the name of the German-speaking community, I wish to warmly welcome all of you.

It has also become a tradition that today’s reception at the Brussels’ representation of our community is strongly influenced by the Belgian political occurrences.

The institution-nal future of our federal system and – of course – the DG as its smallest component has always been the most important theme during the discussions in this location.

However, this year, it seems just as appropriate to insist on the important challenges that Europe is facing today – undoubtedly one of the greatest challenges since the creation on the EU in the second half of the twentieth century.

The latest developments show that nothing can be perceived as been accomplished ‘for good’.

We all constantly have to stand up for the future of our continent and its political union.

And I am firmly convinced that the only viable future for our continent is a continuation and deepening of the European integration process.

And this will continue to ask considerable efforts from all of us.

As a border-region at the crossroads between Europe’s Germanic and Latin cultures, our community clearly sees its future within an evolved EU.

Its institutional future, however, is decided within the Belgian context.

Was hat sich seit unserem Treffen im Vergangenen Jahr geändert?

Wir sind alle ein Jahr älter;

Belgien hat immer noch eine Regierung der laufenden Geschäfte;

Trotzdem funktioniert das Land; übrigens nicht schlechter als viele andere Länder, obschon diese eine voll funktionstüchtige Regierung haben. Damit kein Missverständnis entsteht: Belgien braucht dringend eine neue Regierung.

Ich hoffe, dass dies in den kommenden Tagen der Fall sein wird.

Einschneidende Maßnahmen zum Abbau der Staatsverschuldung und bedeutende gesellschaftspolitische Veränderungen stehen an und sind dringend notwendig, um unser Land zukunftstüchtig zu machen.

Seit dem 11. Oktober besteht ein Abkommen über die 6. Phase der Staatsreform.

Dieses verändert den Grundriss des belgischen Bundesstaatsmodells erheblich und hat ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Stellung der Deutschsprachigen Gemeinschaft.

Den Gliedstaaten, den Regionen und Gemeinschaften, werden bedeutend mehr Autonomie und Verantwortung übertragen.

Die DG ist nicht der Architekt dieser Reform.

Sie ist und bleibt der Triangelspieler, von dem ich an einem früheren Festtage in diesem Hause gesprochen habe.

Und es ist an der Zeit, das Triangel erneut erklingen zu lassen, und zwar auf zwei Ebenen: Auf der föderalen Ebene, um das Abkommen konkret auf die DG anzuwenden, und auf Ebene der Wallonischen Region, um eine Zuständigkeitsübertragung in Anwendung von Artikel 139 der Verfassung vorzunehmen.

Im vergangenen Jahr habe ich Ihnen von einer neuen mathematischen Formel gesprochen: 2 + 3 = 4.

Wie steht es um die Verwirklichung dieser Vision?

Wir sind einen großen Schritt weiter, aber noch lange nicht am Ziel.

Heute steht deutlicher denn je fest: Zu der legitimen und von allen anerkannten Fraktionen des Parlamentes getragenen Forderung nach der Übernahme aller gliedstaatlichen Zuständigkeiten mit angemessenen Finanzmitteln oder Finanzierungsmöglichkeiten gibt es keine wünschenswerte Alternative.

Dafür haben letztendlich jene gesorgt, die sich in Flandern, der Wallonie und in Brüssel – übrigens zu Recht, wenn auch auf unterschiedliche Weise – erfolgreich dafür eingesetzt haben, dass der für die Geburt des belgischen Bundesstaates notwendige, aber für dessen optimales Funktionieren untaugliche Unterschied zwischen Regionen und Gemeinschaften – wie in Flandern – von Anfang an abgeschafft wurde oder – wie im französischsprachigen Landesteil – nach und nach schrittweise relativiert und neutralisiert wird.

Das Belgien zu viert ist nicht nur eine Forderung der DG, es ist vielmehr und vor allem die logische Vollendung der belgischen Staatsreform.

Dieser Standpunkt wird erfreulicherweise von immer mehr Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien geteilt.

Natürlich gibt es auch noch einige, die überzeugt werden müssen.

Dazu gehören auch einige unserer heutigen Gäste.

De asymmetrische tweeledigheid op het niveau van de deelentiteiten was en is in een bepaalde manier noch altijd een van de bijzonderheden van de huidige institutionele architectuur van België.

Ze vloeit voort uit een spitsvondig compromis tussen de Vlaamse en de Franstalige stellingen over het federale model in het algemeen en het statuut van Brussel in het bijzonder.
Men kan deze oplossing met recht als een kwadratuur van de cirkel beschouwen, aangezien ze in de praktijk visies kan verzoenen die in principe niet te verzoenen zijn.

Ze heeft het ontstaan van het federale België mogelijk gemaakt, maar indien België als een ‘volgroeide’ federale staat wil functioneren, moet ze zich verder ontwikkelen en tot een klassieker model leiden.

Een institutioneel model gebaseerd op de vier entiteiten Vlaanderen, Wallonië, Brussel en de Duitstalige Gemeenschap houdt belangrijke voordelen in: deze entiteiten stemmen zonder twijfel overeen met de vierledige institutionele realiteit die zich sinds het einde van de unitaire staat in ons land heeft ontwikkeld en waarmee zich een heel ruime meerderheid van de bevolking in alle deelentiteiten verbonden voelt;

Om efficiëntie en good governance op het niveau van de deelentiteiten te garanderen is een nauwe synergie tussen de gewestelijke en de gemeenschappelijke bevoegdheden op het respectieve grondgebied cruciaal.

Een vierledig model brengt een policentrische dimensie in het institutionele systeem en doet de bipolarisering, die een groot potentieel aan voortdurende conflicten inhoudt, aldus enigszins afnemen.

La conception d’une Belgique à quatre entités fédérées n’exclut évidemment pas la nécessité d’aménagements particuliers et ne s’oppose nullement au maintien de certains éléments asymétriques qui seront sans doute nécessaires pour arriver à un compromis équitable.

En ce qui concerne plus particulièrement la Communauté germanophone, il y a un large consensus au Parlement germanophone portant sur les éléments suivants :

Le transfert, en application de l’article 139 de la Constitution, des compétences régionales en matière de l’Aménagement du Territoire et du Logement ainsi que des compétences en matière de Pouvoirs subordonnés non encore transférées (la loi communale, la loi provinciale et le financement particulier des communes);

Le transfert, à terme, de toutes les compétences exercées par les entités fédérées moyennant les moyens financiers ou les modes de financement adéquats;

L’octroi de l’autonomie constitutive;

La représentation légalement garantie des habitants de la région de langue allemande à la Chambre;

La présence de représentants de la Communauté germanophone au Sénat.

Die geringe Größe der Deutschsprachigen Gemeinschaft mit Bezug auf Bevölkerung und Grundgebiet steht dem Erreichen dieses Zieles in keinster Weise im Wege, wenngleich aufgrund dieser Gegebenheiten einige besondere Lösungsansätze von Nöten sein werden.

Die Deutschsprachigen verlangen keine Privilegien, sondern lediglich die angemessene Berücksichtigung ihrer besonderen Lage.

Dazu gehört etwa die Tatsache, dass ein bedeutender Teil der im deutschen Sprachgebiet ansässigen aktiven Bevölkerung in Deutschland oder Luxemburg arbeitet und dort ihre Einkommenssteuer bezahlt.

Dazu gehört auch die Tatsache, dass der zum Respekt der deutschen Sprache in Belgien notwendige Aufwand relativ unabhängig von der Zahl der Deutschsprachigen Belgier ist.

Aus derselben Überlegung heraus ist ebenfalls der 1988 geschaffene Gerichtsbezirk Eupen auf jeden Fall aufrecht zu erhalten.

Doch nun genug der Worte.

Erheben wir das Glas auf den Tag des Königs und der DG.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!