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Die DG übernimmt den Vorsitz der Euregio Maas-Rhein


Grenzregionen sind Laboratorien und Motoren für die Zukunft der europäischen Integration. An kaum einem Beispiel kann man die Richtigkeit dieser Aussage besser ablesen als am Erfolg der Euregio Maas-Rhein, die mit 35 Jahren eine der ältesten grenzüberschreitenden Kooperationsverbünde in Europa ist.  Hier arbeiten fünf Regionen aus drei Ländern mit drei Sprachen und unterschiedlichen Kulturen partnerschaftlich zusammen. Diese Konstellation macht die Euregio zu einer komplexen und damit überaus spannenden Region an einer alten EU-Binnengrenze.

Hier ist Europa sehr konkret erlebbar. Denn hier wird deutlich, dass ein Wegfall der Grenzen zu einem Paradigmenwechsel geführt hat. Die Menschen stehen nicht mehr „Rücken an Rücken“  und blicken in die Richtung ihrer jeweiligen Hauptstadt, sondern sie drehen sich um, schauen „Auge in Auge“ und entdecken einen völlig anderen Horizont, der sie vor neuen Herausforderungen stellt und Perspektiven eröffnet. Sie überwinden die Grenzen und begegnen einander. Das ist wichtig. Denn nur wenn wir einander kennenlernen und verstehen, können wir zusammenarbeiten und einen Mehrwert für unsere Regionen schaffen. Das gilt sowohl für Menschen im täglichen Leben und Arbeiten als auch für Unternehmen, Einrichtungen und Institutionen.

Die Euregio steht an der Schwelle der dritten Generation grenzüberschreitender Zusammenarbeit, nämlich vor dem ambitionierten Versuch, nicht nur Grenzhindernisse abzubauen und Kompatibilitäten zu schaffen, sondern einen wirklichen grenzüberschreitenden Verflechtungsraum zu gestalten. So bemüht sie sich beispielsweise darum, Zugang zu Ausbildungsplätzen im Nachbarland zu schaffen, Hilfe im medizinischen Notfall zu koordinieren oder den Fachkräftemangel in Unternehmen zu bekämpfen. Daneben nimmt sie unzählige weitere Aufgaben im Dienste der Bürger wahr.

Zudem verfügt die Euregio mit 4 Millionen Menschen, 10.000 km² Fläche, über 200.000 Unternehmen, 5 Universitäten, 19 Hochschulen und über 50 Forschungseinrichtungen über ein riesiges Zukunftspotenzial. Nur wenn alle Partner davon überzeugt sind, dass Zusammenarbeit einen Mehrwert hat, werden wir das sich hieraus ergebende Entwicklungsvermögen in vollen Zügen umsetzen können. Daher werden wir während des dreijährigen Vorsitzes der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens gemeinsam die EMR-Strategie-2020 konsequent umsetzen, die Schlagkraft der Euregio entscheidend verbessern und mehr europäisches Bewusstsein schaffen. Um dies zu erreichen, muss die Euregio jedoch nicht nur an den internen Zusammenhalt denken sondern auch weiterhin effizient ihre Interessen bei europäischen Institutionen vertreten und ihre Vernetzung mit anderen Euregios in Europa ausbauen.

Karl-Heinz Lambertz
Ministerpräsident