Beitrag von Karl-Heinz Lambertz, Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, anlässlich der Ordensverleihung des AKV (Aachener Karnevalsverein): „Wider den tierischen Ernst“ 2011
Aachen, 19. Februar 2011
Guten Abend! Bonsoir!
Mein Name ist Charles-Henri de Bocüse. Ich bin heute für Ihr ganz persönliches Catering zuständig. Sozusagen als Botschafter der Belgischen Fritte.
Meine Devise lautet: „Andere Länder, andere Fritten“. Die Fritte ist wie Europa: Außen fest und innen weich…und verdammt abhängig vom Öl.
Wir unterscheiden zwei Sorten von Fritten: Fritten Normal – das Öl stammt aus Kaltpressung, Fritten de Luxe – das Öl stammt aus einem Porsche.
Die belgische Fritte ist sehr gesund, weil reich an Frittaminen“. Die Chinesen lieben sie wegen ihres perfekten Designs: Essen und Essstäbchen in einem! Da kann Kartoffelpüree nicht mithalten.
Nie und nimmer!
Fritten sind in Belgien auch inoffizielles Zahlungsmittel. Deshalb stehen vor Banken statt Geldautomaten meist Friteusen. Wenn man Fritten im heißen Öl lässt bis sie schwarz werden, sind sie als Währung noch härter als der Euro. Daher kommt das Wort „Kohle“. Darauf reagieren Großbanken allerdings sauer. Das geht nicht, Geld verbrennen ist immer noch unser Job!
Fritten gelten auch als vollwertiges Kleidungsstück. Sollten Sie einmal beim belgischen König zu einer Audienz ins Schloss geladen werden – und Sie sind zufällig bekennender Nudist oder
Sie kommen gerade von einer italienischen Bunga-Bunga-Party. Kein Problem… mit einem Schälchen Fritten in der Hand erfüllen sie selbst den strengsten Dresscode. Aber wundern Sie sich nicht, wenn der König auch mal probieren möchte.
Zum Schluss verrate ich Ihnen noch ein Staatsgeheimnis! Warum dauern in Belgien Regierungsverhandlungen so unendlich lange? Weil es in den Verhandlungspausen immer Fritten gibt! Seit einigen Tagen haben wir sogar den Irak überholt.
Jetzt halten wir den Marathon-Weltrekord im Regierungsbilden, ohne dass die Amerikaner einmarschieren mussten. Das wäre fürchterlich. Amerikanische Pommes? Wie kann man einer unschuldigen Kartoffel so etwas antun?
Und wenn die Politiker in der Verhandlungspause genug Fritten gegessen haben, stellen sie einvernehmlich fest: Belgien funktioniert, obschon es keine Regierung hat. Das ist der große
Unterschied zu Deutschland: Deutschland hat eine Regierung, trotzdem funktioniert das Land.
Aber irgendwann sind wir Belgier am Ende mit unserem Frittenlatein. Wir bräuchten dringend einen Retter aus der Not. Einen, der die Probleme auch löst, die er selbst geschaffen hat. Einen, der die Dinge nicht so tierisch ernst nimmt!
Wie wäre es mit dem neuen Ordensritter? In ganz Belgien haben wir keinen derartig sympathischen und normalerweise gutgelaunten Strahlemann: Beliebt, schön und von glänzendem Öl edel gekrönt.
Der strahlt noch stärker als unser Mannecken Pis.
So einen Politiker hätten wir auch gerne, am besten gleich in doppelter Ausführung: Einen für die Flamen und einen für die Wallonen. Eigentlich bräuchten wir noch einen dritten. Notfalls genügte auch der kleinere Bruder, der wäre dann Freiherr im Freistaat Ostbelgien.
Und genau dorthin muss Ihr Charles-Henri de Bocüse jetzt zurück. Bon Appetit!