Reden

Rede anlässlich der Feierstunde: „10 Jahre Kooperation BRF-Deutschlandfunk“


Rede von Karl-Heinz Lambertz, Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft, anlässlich der Feierstunde: „10 Jahre Kooperation BRF-Deutschlandfunk“

Brüssel, 13. Dezember 2011

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Sehr geehrter Herr Botschafter,
Meine Damen und Herren,

zu Beginn dieser Veranstaltung am heutigen 13. Dezember sind unsere Gedanken und unser Mitgefühl bei den Opfern des mörderischen Anschlags, der heute Mittag in Lüttich stattgefunden hat.

Diese sinnlose Wahnsinnstat hat mitten in Lüttich stattgefunden und uns alle mitten ins Herz getroffen.

Fassungslosigkeit, Entsetzen, Trauer, Wut: Das sind die Gefühle, die uns alle bewegen.

Aber was bedeutet das schon im Vergleich zu dem, was die Opfer und ihre Angehörigen durchmachen müssen?

Mögen sie die Kraft, Unterstützung und Hilfe finden, um dieses Trauma zu überwinden.

Wir feiern heute ein Jubiläum der besonderen Art, eine Rosenhochzeit zwischen zwei sehr unterschiedlichen Partnern, die nicht unbedingt füreinander bestimmt waren, die sich aber dennoch gefunden haben und auch nach 10 Jahren immer noch zusammen sind.

Was verbindet DLF und BRF, den Deutschlandfunk und das Belgische Rundfunk- und Fernsehzentrum?

Diese Verbindung sind Sie, meine sehr geehrten Hörerinnen und Hörer, hier in Brüssel und Umgebung, Sie, die Sie Gefallen gefunden haben an einem Radioangebot, das Belgisches und Ostbelgisches in deutscher Sprache aus den BRF-Studios in Eupen und St. Vith mit Kultur und Informationen aus den Funkhäusern des DLF in Köln und Berlin vermählt.

Als ich diese Idee in der Abenddämmerung des 20. Jahrhunderts mit Herr Elitz, dem damaligen Intendanten des DLF, erörtert habe, waren wir uns keineswegs gewiss, ob dieses Format das Zeug zu einem erfolgreichen Rundfunkangebot hat.

Und es war nicht sonderlich schwierig, viele Bedenkenträger und Skeptiker ausfindig zu machen.

Aber gemacht – oder besser gesagt machen lassen – haben wir es dann schließlich doch.

Für Deutschsprachige aus Belgien, Deutschland, Österreich, der Schweiz, Südtirol oder sonst wo auf unserem Planeten Erde ermöglicht die hier angebotene Programmkombination ein ganz besonderes Radio-Erlebnis: anspruchsvolle Information und Kultur „Made in Germany“ und der letzte Stand der Dinge im Vielvölkerstaat Belgien aus der Sicht seiner deutschsprachigen Minderheit.

Wo gibt es das noch sonst wo auf der Welt?

Nirgends, nur hier in Brüssel!

Für die DG, die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens, bietet diese Zusammenarbeit eine hervorragende Möglichkeit, ihre Bindegliedfunktion zwischen Belgien und den deutschsprachigen Staaten Europas mit Leben und Inhalt zu erfüllen sowie tagtäglich für den Standort Ostbelgien zu werben.

Als ich am Rande einer Veranstaltung des Europarates einem Ministerkollegen im fernen Kazan, der Hauptstadt der russischen Republik Tatarstan, einmal auf die Frage, woher ich denn stamme, mit dem Satz antwortete, aus Eupen, 134 Kilometer östlich von Brüssel, kommentierte er meine Antwort mit der Bemerkung: Ach so, aus einem Vorort von Brüssel!

So kann man das durchaus sehen.

Eupen, die DG, Ostbelgien sind in vielfacher Weise ein Vorort von Brüssel.

Und dank der Kooperation DLF/BRF haben wir jeden Tag die Chance, tausende Menschen hier in Brüssel davon zu überzeugen,

  • dass sich ein Ausflug nach Ostbelgien lohnt,
  • dass Landschaft und Gastronomie dort für Qualität, Entspannung und Genuss bürgen,
  • dass man dort hervorragende Handwerker findet, die ihre Dienste gerne in Brüssel anbieten,
  • dass dort bereits jetzt – und demnächst nach der Restaurierung des ehrwürdigen Heidberg-Klosters in Eupen noch viel mehr – interessante Tagungsmöglichkeiten bestehen,
  • dass dort eine einzigartige Kombination von deutscher Gründlichkeit und französischem Savoir-vivre anzutreffen ist,
  • dass dort seit fast 3 Jahrzehnten ein Kleingliedstaat funktioniert, der als Region mit Gesetzgebungshoheit, als belgisches Bundesland, für ein kleines Gebiet hochrangige Zuständigkeiten in zahlreichen Politikfeldern wahrnimmt und sich gerade anschickt, diese weiter auszubauen, um noch besser und effizienter verwalten und gestalten zu können.

Meine Damen und Herren,

Sie sehen und hören es: Wessen das Herz voll ist, läuft der Mund über.

Aber die Regie ist unerbittlich.

Für mich ist nun Mund halten angesagt, wenn der Zeitplan dieser Sendung nicht aus den Fugen geraten soll.

Deshalb ein letztes Wort des Dankes an all jene, die dieses Brüsseler Radioexperiment möglich gemacht und ein Jahrzehnt am Leben erhalten haben.

Dank auch an Heinrich Herz, der heute vor 123 Jahren, am 13. Dezember 1888 mit seinem Bericht „über Strahlen elektrischer Kraft“ die Berliner Akademie der Wissenschaften über die Existenz elektromagnetischer Wellen informiert hat.

Das war der entscheidende Impuls für die Entwicklungen in Richtung drahtlose Telegraphie und Rundfunk, ohne die wir heute hier nichts zu feiern hätten!

Und nicht zuletzt: Dank an Sie alle für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit!